Das Versprechen, weiterzumachen: Kundgebung am 20. März in Bad FrankenhausenAuf den Tag genau 500 Jahre nach Veröffentlichung der zwölf Memminger Artikel der Bauernschaft haben die FREIEN BAUERN, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe, mit zwölf Forderungen an die neu zu bildende Bundesregierung ein umfassendes Programm für einen agrarpolitischen Neubeginn in Deutschland vorgelegt. „Die Freiheit der Bauern und eine sichere heimische Lebensmittelversorgung sind Grundlagen für Wohlstand und Frieden, das vergisst unsere Obrigkeit leider immer wieder“, sagte Bundessprecher Alfons Wolff heute auf einer Gedenkveranstaltung seines Verbandes im thüringischen Bad Frankenhausen und stellte die Bauernproteste der letzten fünf Jahre in eine Traditionslinie mit der großen Freiheitsbewegung des Deutschen Bauernkrieges: „Auch wenn wir uns nicht mehr in einer existenziellen Notlage befinden wie unsere Berufskollegen vor 500 Jahren, müssen wir uns damals wie heute wehren gegen Ungerechtigkeiten und Bevormundung.“
Dass ein hoher Selbstversorgunggrad mit Lebensmitteln aus heimischer Erzeugung und Verarbeitung als Staatsziel ins Grundgesetz müsse, stellte Referentin Petra Wolter-Klußmann den Forderungen voran, mit denen die FREIEN BAUERN dem Berufsstand wieder stärkere Geltung verschaffen wollen. Statt die Landwirtschaft an den Subventionstropf zu hängen und mit ideologisch motiverten Produktionsauflagen zu gängeln müsse Agrarpolitik für faire Rahmenbedingungen in der Wertschöpfungskette sorgen: „Wir fordern einen Stopp der Importe aus Überschussländern, die zu niedrigeren sozialen und ökologischen Standards produzieren, und eine Entflechtung der Monopole in Lebensmitteleinzelhandel und Lebensmittelverarbeitung.“ Künftige Agrarförderung müsse konsequent auf bäuerliche Familienbetriebe ausgerichtet werden, die sich als leistungsfähigste und nachhaltigste Agrarstruktur bewährt haben.
Der Aufstand der Bauern 1525 sei gerechtfertigt gewesen, weil die Obrigkeit ihre Pflichten vernachlässigt, ihre Rechte missbraucht, unchristlich und unmenschlich gehandelt habe, argumentierte Waldbauer Franz Prinz zu Salm Salm. Auch in einer freiheitlichen Demokratie müsse sich Führung durch Vorbild legitimieren, warnte er und plädierte dafür, die Freiheit der Landwirtschaft gegen Übergriffigkeiten des Staates zu verteidigen. An die Opfer der Entscheidungsschlacht von Frankenhausen erinnerte Pfarrer Hermann Witter und setze sich kritisch mit der Rolle des Reformators Martin Luther auseinander. Dieser habe die Kirche erneuern wollen, aber zu wenig die gesellschaftlichen Missstände in Frage gestellt. Die Obrigkeit sei von Gott, zitierte er den Apostel Paulus, aber die Obrigkeit habe sich gerade deshalb auch nach Gottes Wort zu richten.
Den Abschluss der unter freiem Himmel auf dem Stadtplatz Anger stattfindenden Kundgebung bildeten Versprechen, vorgetragen von sechs Bäuerinnen und Bauern und gemeinsam gesprochen mit dem Publikum. „Wollen wir unsere Bauernhöfe weitertragen als Treuhänder in die nächste Generation?“ fragte Christian Linne und bekam zur Antwort: „Ja, das versprechen wir uns.“ Gänsehautmomente für einen politisch und ökonomisch hart bedrängten Berufsstand, der sich trotz allem nicht entmutigen lassen, sondern selbstbewusst und solidarisch die Herausforderungen der Zukunft meistern will.
Die 12 Forderungen von Frankenhausen
Kurzvideo von der Veranstaltung
(PM vom 20.03.2025)