FREIE BAUERN in Kiel: Vertragspflicht wäre Befreiungsschlag für die Milchviehhaltung

Melken ins Ungewisse: Was die Milchbauern für ihr hart erarbeitetes Produkt kriegen, entscheidet bisher einseitig die MolkereiMelken ins Ungewisse: Was die Milchbauern für ihr hart erarbeitetes Produkt kriegen, entscheidet bisher einseitig die MolkereiDie FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben die heute in Kiel tagenden Agrarminister aufgefordert, endlich die Weichen für faire Milchlieferverträge zu stellen. „Die Ausbeutung der Milchbauern, die alle Milch abliefern müssen ohne zu wissen, welchen Preis sie dafür erhalten, muss ein Ende haben“, rief Jann-Harro Petersen von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN auf einer Protestkundgebung vor dem Tagungshotel: „Wir verlangen ein Minimum an Marktwirtschaft, nämlich dass vorab vertraglich vereinbart werden muss, welche konkreten Mengen zu welchem konkreten Preis geliefert werden.“ Dass die Bundesregierung nach langem Zögern angesichts der aktuellen Niedrigpreise nun erwägt, auf der Grundlage des Artikels 148 der EU-Marktordnung eine solche Vertragspflicht einzuführen, sei ein Hoffnungsschimmer für die gebeutelte Branche, so der 46jährige Milchviehhalter aus dem schleswig-holsteinischen Tating: „Von der Agrarministerkonferenz erwarten wir ein klares Signal, dass dieser wichtige Befreiungsschlag umgehend und durchgreifend erfolgen muss. Zerredet wird das Thema seit mehr als zehn Jahren. Wir wollen Ergebnisse sehen.“

Scharf wandte sich Petersen gegen Bestrebungen der Milchindustrie und des Bauernverbandes, die Genossenschaftsmolkereien von einer Vertragspflicht auszunehmen oder zunächst noch auf EU-Ebene den Artikel 148 weiter zu entwickeln. Petersen: „Das ist alles Vernebelungs- und Verzögerungstaktik. Der Artikel 148 bietet in seiner jetzigen Form ausreichend Handlungsspielraum, um alle Molkereien, auch die Genossenschaften, zu einer anständigen Behandlung ihrer Lieferanten zu zwingen. Wir Bauern haben keine Angst vor Wettbewerb und Preisschwankungen, aber wir wollen endlich gleichberechtigt am Markt teilnehmen und nicht am Ende der Wertschöpfungskette abwarten, was übrig bleibt, nachdem Supermarktketten und Molkereikonzerne sich bedient haben.“ Eine Durchsetzung fairer Milchlieferverträge wäre zwar die erste Maßnahme der bald zwei Jahre alten Bundesregierung zugunsten der Landwirtschaft und insofern überraschend, räumen die FREIEN BAUERN ein, gleichwohl müsse die Absicht ernst genommen und die Debatte konstruktiv geführt werden.

In seiner Rede bekräftigte Petersen die Kritik der FREIEN BAUERN an immer mehr Auflagen und Anreizen, durch die regionale Landwirtschaft zurückgedrängt wird: „Wer riesige Schutzgebiete stillegen möchte, aber die Grenzen öffnet für Getreide aus der Ukraine und Rindfleisch aus Brasilien, hat keinen Verstand. Und wer nicht genug kriegen kann von teurem Tierwohl in unseren Ställen, aber gleichgültig zusieht, wie die Wölfe unsere Schafe und Kälber bei lebendigem Leibe auffressen, hat keine Moral.“ An die Agrarminister appellierte er, sich nicht mehr von ideologischen Wahnvorstellungen leiten zu lassen, sondern wieder der Wirklichkeit zuzuwenden: „Es gibt nur zwei Paramenter für erfolgreiche Agrarpolitik – einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad aus heimischer Produktion und möglichst viele Bauernfamilien, die fleissig und nachhaltig ihre eigenen Höfe bewirtschaften.“

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