Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben ihren Mitgliedern empfohlen, intensiv zu prüfen, ob sie noch einen Agrarantrag stellen wollen. „Für Betriebe mit hoher Flächenproduktivität, hoher Wertschöpfung oder hohem Einkommen lohnt es sich, einen Verzicht auf die Agrarsubventionen zumindest in Erwägung zu ziehen“, sagte Eike Bruns von der Arbeitsgruppe Antragsfrei der FREIEN BAUERN. Vier Wochen vor dem Abgabetermin zum Agrarantrag hat der 53jährige Putenmäster aus dem niedersächsischen Westrittrum heute einen Leitfaden veröffentlicht, anhand dessen Einnahmen und Ausgaben kalkuliert, Chancen und Risiken abgewogen werden können. „Bei dem EU-Subventionssystem handelt es sich inzwischen um ein bürokratisches Monstrum aus hochkomplexen Produktionsauflagen, Dokumentationspflichten und Kontrollmechanismen, noch verschärft durch nationale Alleingänge in der Ausgestaltung“, kritisiert Bruns, der dieses Jahr erstmals keinen Agrarantrag mehr stellen wird: „Ich erhoffe mir von diesem Schritt mehr Selbstbestimmung, mehr Fachlichkeit, mehr Lebensqualität.“
Nicht wenige Landwirte überlegen mittlerweile, aus dem System auszusteigen, weil sie die Gängelung durch den Staat leid sind – aus berufsständischer Sicht eine begrüßenswerte Entwicklung, meinen die FREIEN BAUERN. Dennoch handle es sich um betriebsindividuelle Entscheidungen, die sorgfältig geprüft werden müssten. Bruns: „Nach wie vor wird aufgrund der schieren Höhe der verschiedenen Prämien für die meisten Betriebe ein Verzicht auf die Subventionen nicht in Frage kommen. Trotzdem ist es interessant, mal zu quantifizieren, was einen die damit verbundenen oft kontraproduktiven Auflagen und die Bürokratie kosten beziehungsweise was davon nach Steuern noch übrig bleibt.“ Neben den kalkulierbaren Faktoren seien auch die ohne Agrarantrag neu gewonnenen betrieblichen Spielräume und mögliche Reaktionen der Behörden und Marktpartner in die Überlegung einzubeziehen, so Bruns: „Wir möchten mit dem Leitfaden helfen, sich dem Thema zu nähern und eine begründete Entscheidung zu treffen.“