Hinweisschreiben der IG Nachbau, die betroffene Landwirte berät und mit Fachanwälten zusammenarbeitet, die bei Problemen helfen können.
Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben vor Getreideaufkäufern gewarnt, die von ihren Lieferanten Selbstverpflichtungserklärungen zur Herkunft des auf dem Betrieb eingesetzten Saatguts verlangen. „Die Spitzel von der Saatgut-Treuhand nehmen gerade ein kürzlich ergangenes BGH-Urteil zum Anlass, um den Landhandel unter Druck zu setzen – tatsächlich verpflichtet dieses Urteil den Landwirt erstmal zu gar nichts“, informierte Ralf Ehrenberg von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN: „Wir sollten weder etwas unterschreiben noch in irgendwelche Überprüfungen auf unseren Betrieben einwilligen.“ Ob der Landwirt eine Sorte anbaue, deren Sortenschutzrechte durch die Saatgut-Treuhand vertreten werden, oder ob er sich für anderes Saatgut entscheide, müsse dem Abnehmer des Getreides definitiv nicht mitgeteilt werden, so der 52jährige Ackerbauer aus dem hessischen Ziegenhagen: „Im Gegenteil würde der Landhändler einen kartellrechtlichen Verstoß begehen, wenn er genau das zur Voraussetzung für die Abnahme macht.“ Auch sollte auf keinen Fall die von der Saatgut-Treuhand angepriesene Nachbauerklärung im Online-Verfahren abgegeben werden, empfiehlt Ehrenberg und bezieht sich auf einDer jetzt von der Saatgut-Treuhand aufgebaute Druck werfe ein Schlaglicht auf die dubiosen Machenschaften dieser von verschiedenen Pflanzenzuchtunternehmen finanzierten Inkassofirma, die Landwirte zur Zahlung so genannter Nachbaugebühren zwingt, kritisiert Ehrenberg: „Die Treuhand-Agenten spielen sich uns gegenüber gerne als öffentliche Vollstrecker mit umfangreichen Befugnissen auf, dabei haben sie nur in sehr begrenzten Umfang Anspruch auf Auskünfte aus unseren Betrieben.“
Aus Sicht der FREIEN BAUERN müsse das Jahrhunderte alte Recht, Getreide aus der eigenen Ernte in den Folgejahren auszusäen, wieder vollumfänglich hergestellt werden. Die vor dreißig Jahren eingeführten Einschränkungen des Nachbaus seien Ursache für die bis heute andauernde Drangsalierung der Landwirte. Ehrenberg sieht deshalb vor allem die Politik in der Pflicht: „Freier Zugang zum Saatgut ist ein Menschenrecht und muss wieder Vorrang bekommen vor den Profitinteressen der Pflanzenzuchtunternehmen.“