Die FREIEN BAUERN Deutschland, Interessenvertretung bäuerlicher Familienbetriebe, hinterfragen die Vergabe von 400 Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Fläche im Auftrag der Firma INTEL an einen einzelnen Landwirt.
Laut Presseberichten hat die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt im Auftrag von INTEL die Organisation der landwirtschaftlichen Nutzung dieser Fläche übernommen – für die Dauer des Ruhens des Ansiedlungsprojekts auf dem Gelände in Magdeburg. Die Fläche wurde demnach einem Landwirt zur Nutzung überlassen. Dieser soll mit einem Maisstreifen rund um das Gebiet verhindern, dass Feldhamster auf die Fläche zurückkehren, nachdem sie im Zuge der geplanten Bebauung umgesiedelt wurden.
Die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt wurde vom Landesbauernverband sowie acht Kreisbauernverbänden gegründet. Auf ihrer Webseite betont sie, dass sie neue Wege gehen will, um den hohen Flächenverbrauch durch Bauprojekte sowie die damit verbundenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu reduzieren.
Aus Sicht der FREIEN BAUERN ergeben sich auf Grundlage der Presseberichte folgende Fragen zur Vergabe und Nutzung der INTEL-Flächen:
1. Warum gehört es zum Stiftungszweck der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt, die landwirtschaftliche Nutzung einer als Gewerbefläche vorgesehenen Fläche zu organisieren – insbesondere mit dem Ziel, diese als Gewerbefläche zu erhalten?
2. Warum wurde die landwirtschaftliche Nutzung an nur einen einzigen Landwirt vergeben? Warum gab es keine öffentliche Ausschreibung? Warum wurde die Fläche nicht zunächst den ursprünglichen Eigentümern zur Bewirtschaftung angeboten? Warum wurde die Fläche nicht in kleinere Lose von etwa 50 Hektar aufgeteilt, um mehreren landwirtschaftlichen Betrieben eine Beteiligung zu ermöglichen?
3. Inwiefern ist ein Maisstreifen ein geeignetes Mittel zur Verhinderung der Rückkehr von Feldhamstern?
Wissenschaftlich ist bekannt, dass Hamster in großen Mais-Monokulturen unter Vitaminmangel leiden, was bei Weibchen zu Kannibalismus gegenüber dem Nachwuchs führen kann. Laut Presse soll hier jedoch keine Monokultur entstehen, sondern lediglich ein schmaler Mais-Streifen rund um die Fläche. Ist diese Maßnahme aus tierschutzfachlicher Sicht ausreichend und sinnvoll?
Frerk Arfsten, Sprecher der FREIEN BAUERN Sachsen-Anhalt, erklärt: „Es ist befremdlich, aus der Presse zu erfahren, dass hier 400 Hektar – mit einem geschätzten Umsatzvolumen von rund drei Millionen Euro jährlich – an einen einzigen Landwirt vergeben wurden, ohne Ausschreibung und ohne Aufteilung in mehrere Lose. Gerade bei der ohnehin nicht unumstrittenen INTEL-Ansiedlung hätte ein transparenter Vergabeprozess mit Information und Einbindung aller landwirtschaftlichen Berufsvertretungen gut zu Gesicht gestanden.“
Die FREIEN BAUERN würden die Beantwortung ihrer Fragen durch die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt gerne entgegennehmen.