FREIE BAUERN: Mercosur ... und die Karikatur eines grünen Agrarministers

Zucker – lieber vom heimischen Acker als von brasilianischen PlantagenZucker – lieber vom heimischen Acker als von brasilianischen PlantagenDie FREIEN BAUERN, Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe in Deutschland, haben Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dringend angeraten, sich ein Beispiel an seinem österreichischen Amtskollegen Norbert Totschnig zu nehmen und eine Allianz gegen das drohende Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten zu schmieden. „Mehr als zwanzig Jahre haben wir gemeinsam mit den Grünen gegen das Abkommen gekämpft, das unsere Landwirtschaft einer Konkurrenz ausliefern würde, die Hungerlöhne zahlt und den Regenwald abfackelt“, erinnert Alfons Wolff, Bundessprecher der FREIEN BAUERN. Dass Özdemir zur Wiederaufnahme der Verhandlungen bislang schweigt, untergrabe vollends seine Glaubwürdigkeit, meint daher der 62jährige Ackerbauer aus Hohenthurm in Sachsen-Anhalt: „In Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay betreiben agrarindustrielle Großunternehmen Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen – wenn Özdemir die Schleusen für Billigimporte aus diesen Ländern öffnet, macht er sich zur Karikatur eines grünen Agrarministers.“

Nach bisherigem Stand der Verhandlungen sollen die Mercosur-Staaten rund 180.000 Tonnen Zucker und 180.000 Tonnen Geflügelfleisch zollfrei sowie rund 100.000 Tonnen Rindfleisch zollermäßigt pro Jahr in die EU einführen dürfen. „Hierzu muss man wissen, dass Rindermast in Südamerika üblicherweise in so genannten Feedlots stattfindet, wo tausende Tiere in engen Gattern unter freiem Himmel zusammengetrieben werden“, berichtet Wolff: „Die Tiere stehen in ihren Exkrementen, erhalten einseitiges Mastfutter ohne Gras, Hormongaben beschleunigen das Wachstum.“ Der Anbau von Zuckerrohr erfolge in Monokultur, Pflanzenschutzmittel würden häufig mit dem Flugzeug ausgebracht, außerdem würden gefährliche, in der EU seit Jahrzehnten verbotene Mittel wie Atrazin oder Paraqut eingesetzt, kritisiert Wolff: „Ich habe keine Idee, wie Özdemir diese auf der Ausbeutung von Mensch und Natur beruhenden Verhältnisse unserer nachhaltigen bäuerlichen Landwirtschaft auch nur annähern will.“

Selbst wenn das grüne Bundeslandwirtschaftsministerium es schaffen sollte, in das Freihandelsabkommen soziale und ökologische Standards hereinzuverhandeln, die für die eingeführten Erzeugnisse – zumindest auf dem Papier – erfüllt sein müssen, verursachen zusätzliche Agrarimporte eine enorme Klimabelastung, da sie mit schwerölbetriebenen Containerschiffen in die EU gefahren werden, geben die FREIEN BAUERN zu bedenken. Wolff: „Das Abkommen nützt allein der europäischen Industrie, die in die Mercosur-Staaten exportieren will, offenbar ohne Rücksicht auf Verluste. Uns Bauern drückt es die Preise und den Verbrauchern wird der billige Dreck unerkannt untergeschoben, weil es immer noch keine Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln gibt.“ Wenn schon der konservative österreichische Agrarminister eine grünere Agrarpolitik macht als sein grüner Amtskollege in Berlin, müsse man sich vielleicht eingestehen, dass die Besetzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums schon zum zweiten Mal in Folge eine Fehlentscheidung war.

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