Können unsere Landwirte alle 83 Millionen Einwohner Deutschlands ernähren? Eine solche Frage stellt sich zwangsläufig bei Einschätzungen wie diesen: „Wir sind nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden“ – so Kanzler Merz vor einigen Tagen in Berlin. Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg drückte es im Pioneer Briefing noch drastischer aus: „Ich glaube, wir leben bereits im Krieg.“
In Deutschland gibt es – noch – 250.000 bäuerliche Betriebe. Tendenz: abnehmend. Thomas Frenk von den FREIEN BAUERN sagt, warum mehr und mehr Landwirte aufgeben: „Die Schere zwischen Aufwand und Ertrag geht immer weiter auseinander: Die Produktionskosten sind in den letzten Jahren stark gestiegen, während die Verkaufserlöse – etwa für Getreide – gleichzeitig rückläufig sind. Hinzu kommen zunehmend strengere politische Rahmenbedingungen, während wir unsere Produkte weiterhin zu Weltmarktpreisen anbieten müssen. Das macht uns austauschbar und setzt uns mit standardisierter Massenware gleich. Von fairem Wettbewerb kann keine Rede sein. Die Summe all dieser Faktoren ergibt eine desaströse Situation für die deutschen Bauern.“
Im Jahr 2022 konnte in Deutschland ein Landwirt 147 Menschen ernähren. Das sind zwar mehr als doppelt so viele Menschen wie noch im Jahr 1990, doch damit wären im Ernstfall nur knapp 37 Millionen Deutsche versorgt. Das ist nicht mal die Hälfte der Menschen, die hier leben. Zudem gäbe es sehr viele Kartoffeln und jede Menge Zucker, viel Fleisch sowie Milch und
Getreide. Das alles produzieren wir (noch) in ausreichender Menge, laut Selbstversorgungsgrad (Stand: 2023).
Dieser zeigt jedoch auch, dass die heimische Produktion bei Gemüse, Obst, Eiern und Honig nicht ausreicht, um den inländischen Bedarf zu decken. In diesen Bereichen sind wir zwingend auf Importe angewiesen.
Umso wichtiger ist es, die heimische Landwirtschaft gerade in schwierigen Zeiten zu stärken. Die FREIEN BAUERN - Berufsorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe - erwarten, dass die Politik auch für die Landwirte endlich faire Rahmenbedingungen schafft, wie es das Landwirtschaftsgesetz seit Jahrzehnten vorsieht. Die Daseinsvorsorge darf nicht weiter geschwächt werden, um die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden, regional erzeugten Lebensmitteln zu gewährleisten.