Kläranlagen versus Landwirtschaft – wer verschmutzt die Gewässer?

Das Nitrat-Urteil vom 8. Oktober 2025 bietet die Chance, endlich der Frage nachzugehen, wer tatsächlich für die Gewässerverschmutzung in Deutschland verantwortlich ist. Die FREIEN BAUERN haben in ihrer Stellungnahme vom 13.10. bereits zu einer ehrlichen Ursachenforschung aufgerufen – denn erneut wird der Landwirtschaft pauschal die Schuld zugeschoben. (hier zur Stellungnahme vom 13.10.)

Dabei weisen die öffentlichen Kläranlagen in Deutschland – von denen es über 10.000 gibt - einige Mängel auf. Sie arbeiten nämlich nur bei trockenem Wetter einwandfrei. 

Kommt es zu Regen – insbesondere zu Starkniederschlägen –, öffnen sich die Notüberläufe. In der Folge gelangt zwar verdünntes, aber ungeklärtes Abwasser in Bäche und Flüsse und schließlich auch in die Nordsee. Zu bedenken ist, dass das austretende Wasser aus den Kläranlagen nicht nur Fäkalien enthält, sondern ebenso Medikamentenrückstände, Industriechemikalien, Kunststoffteile und andere unerwünschte Stoffe. Daher sollte das Nitrat-Messstellennetz auch auf solche Ereignisse hin überprüft werden. Ein Beispiel dafür, was regelmäßige und präzise Messungen – im Gegensatz zu bloßen Modellrechnungen – tatsächlich aufzeigen können, sei hier genannt: Langjährige Messdaten aus Hessen belegten bereits im Jahr 2019, dass nicht die Landwirte hauptverantwortlich für die Phosphatbelastung der regionalen Gewässer waren – wie zunächst vom Umweltbundesamt behauptet. Vielmehr zeigten die Messergebnisse, dass der Großteil des Phosphors aus kommunalen Kläranlagen stammte. Der Anteil der bislang als Hauptverursacher geltenden Landwirtschaft erwies sich hingegen als „relativ gering“. In der Folge verschärfte Hessen die technischen Vorgaben für seine Kläranlagen – mit messbarem Erfolg: Die Phosphorkonzentration in den Gewässern ging zurück.

Das Problem ist: Die winzigen Spurenstoffe, die eine Gefahr für die Gewässer sind, können den vielerorts überalterten Kläranlagen nicht entfernt werden. Daher soll jede zehnte Kläranlage bis 2045 nachgerüstet werden – denn Lecks, Undichtigkeiten und ineffiziente
Reinigungsprozesse gefährden das Ökosystem. Noch ein weiterer Aspekt sollte beachtet werden: Das über Kläranlagen schnell abgeleitete Wasser trägt nicht zur Neubildung von Grundwasser bei. Die FREIEN BAUERN meinen: Die vorschnelle und unbegründete Vorverurteilung von Landwirten als Umweltsünder muss ein Ende haben. Auch andere Sektoren müssen bei der Ursachenforschung berücksichtigt werden.