Gewässerverschmutzung: Wer wirklich dahintersteckt – Teil 2

Es gibt ein altes Vorurteil, das da lautet: Die Landwirte verschmutzen die Gewässer. Doch die Wissenschaft liefert ein anderes Bild. Mit Hilfe moderner Umweltforensik kommen Forschende den tatsächlichen Verursachern der Verschmutzung auf die Spur. Einer dieser Forscher ist der Umweltgeologe Prof. Dr. Tobias Licha – laut ihm ist der negative Einfluss der Landwirtschaft auf die Wasserqualität aufgrund der strengen Vorgaben heute nur noch sehr gering.
Im Interview mit den FREIEN BAUERN erläutert Prof. Licha von der Ruhr-Universität Bochum, wie er bei seinen Untersuchungen vorgeht und wie bäuerliche Betriebe dadurch entlastet werden.

Herr Prof. Licha, Ihre Arbeit ähnelt Detektivarbeit, der „Tatort“ ist die Natur …
Richtig, es erinnert ein wenig an „CSI: Miami“, die Krimiserie aus den USA. Nur dass ich nicht nach Verbrechern suche, sondern danach, wie viel Verschmutzung aus der Landwirtschaft stammt und wie viel aus städtischen Quellen. Anfang der 1990er Jahre wurde kurzerhand bestimmt, dass zumeist die Bauern verantwortlich seien. Diese ideologisch getriebene Festlegung hat dazu geführt, dass viele NGOs sich nur auf einen vermeintlichen Verursacher konzentrieren – und andere Quellen kaum noch in den Blick nehmen.
 
Kann man Prozentzahlen nennen, welches die größten Verursacher sind? 
 
Pauschal lässt sich das nicht beantworten – es hängt immer vom jeweiligen Einzugsgebiet ab. Deutlich wird aber, dass ungeklärtes Abwasser aus undichten Kanälen sowie aus Regenrückhaltebecken, die faktisch zu Regenüberlaufbecken geworden sind, zunehmend Probleme verursacht. Das ist ein Missstand: Schließlich würde auch kein Landwirt seine Jauchegrube einfach in ein Gewässer leiten.
 
Woher kommen, laut Ihren Nachforschungen, die Verschmutzungen in Gewässern und im Grundwasser?
 
Lassen Sie mich ein Beispiel anführen: In der Nähe eines Hühnerhofs mit 40.000 Tieren im Einzugsgebiet der Gallusquelle – Schwäbische Alb – fanden sich bei Untersuchungen E. coli Bakterien. Der Verursacher und die notwendigen Maßnahmen standen bei den Einwohnern dieses Gebiets, etwa 4000 Personen, sofort fest: Es war der Hühnerhof und der sollte weg. Allerdings konnten wir durch unsere Untersuchungen nachweisen, dass sich in zwei Drittel aller Proben Koffein fand.
 
… Und Hühner halten kein Kaffeekränzchen!
 
Richtig. Vielmehr war es so, dass das Regenrückhaltebecken in den 1970er Jahren für 2000 Leute gebaut worden war. Inzwischen wohnten viel mehr Leute in dem Gebiet und eine größere Fläche ist versiegelt - so wurde es zum Überlaufbecken. Nachdem das Becken umgebaut worden war, war das Problem mit den Keimen behoben. 
Eine genaue Untersuchung kann also Betriebe entlasten und mitunter sogar dazu führen, dass sie weiter bestehen dürfen, das zeigt das Beispiel des Hühnerhofs.
 
 
Vielen Dank!

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